Dechiffriertes Telegramm, Graf Ottokar Czernin, Botschafter in Bukarest an Thronfolger Franz Ferdinand

ObjektnameTelegramm

Empfänger/in Thronfolger Franz Ferdinand Österreich-Este (1863 - 1914)

Empfänger/in Graf Ottokar Czernin (1872 - 1932)

Datierung21.5.1914

Material/TechnikPapier

Technische DetailsTinte, Bleistift

InventarnummerLK2546

ProvenienzPredeal / Konopischt

BereichLandeskunde – Kaiserhaus

Beschreibung

Schwer zu interpretierendes Telegramm, ca. einen Monat vor der Ermordung des Thronfolgers.

Bei der im Telegramm angesprochenen Braut handelte es sich um die älteste Tochter des Kronprinzen von Rumänien, Ferdinand Viktor von Hohenzollern-Sigmaringen, Prinz von Rumänien - ab Oktober 1914 König Ferdinand I. von Rumänien (24.08.1865-20.07.1927), Elisabeth Prinzessin von Rumänien (12.10.1894-15.10.1956). Als Bräutigam stand der österr. Erzherzog Karl Albrecht (18.12.1888-17.03.1951) aus der Teschner Linie der Familie Habsburg-Lothringen, ältester Sohn von Ezhg Karl Stefan (1860-1933) im Fokus. Die Eheschließung der beiden kam aufgrund des Kriegsausbruches nicht zustande. Die Prinzessin heiratete am 27.02.1921 den griechischen König Georg II (19.07.1890-01.04.1947). Die Ehe blieb kinderlos und das Paar ließ sich 1935 wieder scheiden. Erzhg Karl Albrecht ging am 18.11.1920 mit der schwedischen Adeligen Alice Ankarcrona (18.12.1889-26.11.1985), verwitwete Gräfin Badeni, eine nach habsburgischen Hausgesetzen nicht standesgemäße Ehe ein. Das Paar hatte vier gemeinsame Kinder. Alice von Habsburg-Lothringen und ihre Kinder wurden 1949 vom damaligen Chef des Hauses Habsburg, Otto von Habsburg-Lothringen, zu Prinzessin/Prinz von Altenburg ernannt.

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Inschriften

Für Seine Kaiserliche Hoheit streng geheim: Es ist eine irrige Auffassung, dass der hohe Herr nur als Ersatz dienen soll. Die Prinzessin hat niemals etwas von dem Griechen wissen wollen, würde aber wahrscheinlich dem allgemein auf sie ausgeübten Druck zu Gunsten des Diametralen doch dennoch nachgeben, wenn sie das Gefühl bekommt, dass wir sie nicht mehr wollen. Unser hoher Herr soll seinerzeit einen guten Eindruck auf Sie gemacht haben. Die Kronprinzessin ist fest entschlossen den Diametralen doch nach dem Madrider Aufenthalt ihrer Tochter nach Tegernsee einzuladen, und wenn bis dahin nichts unserseits unternommen wurde, die Verlobung zu forcieren. Der abweichende eingetroffene neue Militär-Attaché teilte mir mit, der in Rede stehende Erzherzog habe ihm beim Abschied gesagt, er würde nächstens nach Bukarest kommen. Bitte nochmals dringenst die Angelegenheit in die Hand zu nehmen und muss pflichtschuldigst wiederholen, dass Consequenzen einer passiven Haltung unsrerseits sehr groß wären, da Empfindlichkeit der Höchsten Kreise vermöge Stärke berührt würde. Bitte Euere Kaiserliche Hoheit inständigst mir zu helfen und gegebene Gelegenheit ausnützen zu lassen. Erwarte entscheidenden Befehl, da ich Kronprinzessin streng geheim durch ihren Vertrauensmann informieren lassen muss. Czernin.
dechiffriert: Horatz

Franz Ferdinand merkt an: Hoffe übermorg(en) mit Betreff sprech(en) zu können. Werde Ihnen dann mündlich in Wien Weiteres mittheilen.