LIGHT CIRCLE AQUAMARINE, 2017

Sonja Lixls Light Circles stellen eine malerische Serie im Œuvre der Künstlerin dar, in der sie die geometrische Form sowie deren Relation zum raumbildenden Potenzial von Licht künstlerisch erforscht. Widmete sich Lixl in früheren Werken, beispielsweise ihren Textbildern, dem System der Schrift, so ist es in den großformatigen Acrylgemälden der Light Circles ein anderes Phänomen der Kommunikation, das zugleich befragt und abgebildet wird. Die kreisrunden Malereien scheinen von innen heraus zu leuchten – ein Effekt, der durch die sorgfältige farbige Abstufung von einem hellen Zentrum zu einer sich abdunkelnden Peripherie erzielt wird. Gleichzeitig stellt sich bei längerer Betrachtung der Eindruck von Dreidimensionalität sowie von Bewegung, von Schwingung ein. Dieser vom Bild ausgehende Impuls, der unsere optische Wahrnehmung bedingt, die sinnliche Erfahrbarkeit von (gemaltem) Licht, ist es, was Lixl in ihrer Malerei thematisiert. Gleichzeitig erinnern die Form der Malerei sowie das pupillenartige Zentrum der Leinwand an ein menschliches Auge, in dem Bilder ebenfalls via Lichteinfall entstehen. Der fundamentalen Ungreifbarkeit des Lichtes – im Sinne der Paradoxie, dass es einerseits jegliche visuelle Wahrnehmung der Welt erst ermöglicht, selbst aber unsichtbar bleibt – trägt die Künstlerin insofern Rechnung, als sie die verwendeten Farben den Primärfarben entnimmt, das Licht sozusagen „bricht“, in seine Bestandteile aufsplittert. Anschließend hellt sie den Farbton nuancenweise auf und nähert sich in präzise voneinander abgegrenzten Streifen dem Bildzentrum. Das Auftragen der Farbe ist dabei eine meditative, viel Präzision verlangende Handlung, denn in den Gemälden ist ein Pinselduktus nicht zu finden. Im Zentrum von Light Circle aquamarine bleibt die Leinwand weiß: Hier überlagern sich die Primärfarben, fällt das Licht in die Pupille, ist der Ort des Nichts – oder von Allem. „Das Idealgedicht wäre das schweigende Gedicht aus lauter Weiß“, schreibt Stéphane Mallarmé – und meint damit genau jene sprechende Stille, die auch Sonja Lixl in ihrer Malerei sucht.
Susanne Watzenboeck